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architekturstory

der wohnraumflüsterer

Mit seinen innovativen Raumobjekten und Treppenlösungen will Gerd Streng einfach nur „guten Raum schaffen“. Hierfür denkt der Hamburger Architekt und Designer nicht nur die Funktionalität von Räumen neu, sondern auch das Möbel Treppe. Immer mit dem Ziel: bestehenden Wohnraum effizient zu erschließen und optimal zu nutzen.

  • Gerd Streng, Dipl.-Ing., Architekt
  • 3 minuten lesezeit
  • 03. August 2020

„Einbreiten statt ausbreiten“
Denn die große Herausforderung unserer Zeit liegt nun einmal darin, Antworten zu finden auf die Problematik bezahlbaren Wohnraums in den Metropolen. Und das idealerweise, ohne schnell mal ein neues „unvernünftiges“ Wohngebiet an den Stadtrand zu drängen. Lieblos, uniform und mit einem wenig nachhaltigen Flächenverbrauch. „Reine Funktionsgebiete sind heute nicht mehr zeitgemäß“, so Streng. Sie verstärken die Problematik, die der zunehmende Verkehr mit sich bringt. Vielmehr plädiert er für eine Renaturierung der Städte, für eine Art Back to the roots zum Miteinander von Wohnen, Arbeiten und Einkaufen. Hierfür gelte es, den vorhandenen Wohnraum optimal auszuschöpfen – durch clevere und nachhaltige Konstruktionen, die individuelle Raumprobleme lösen. „Einbreiten statt ausbreiten“ nennt er sein Konzept. Und meint damit eine lösungsorientierte Wohnraum-Nachverdichtung, die praktisch sein muss, zeitgemäß und ästhetisch.

„Was ist das Problem?“
Denn dicht zu bauen sei ja nicht schlimm. Man müsse nur eben gut bauen, um Raumqualität zu schaffen. Für seine Treppenobjekte zur Raumerschließung sucht er deshalb zunächst nach individuellen Antworten auf Fragen wie: „Was muss das Treppenobjekt können?“ und „Wie hilft es, den neuen Raum zu verbessern?“ – ohne aufwändige bauliche Eingriffe und ohne bestehende Räume dabei zu verengen. Die intensive Auseinandersetzung mit dem bestehenden Raum und dessen Nutzern liefern die ersten Lösungsansätze. Beim Aufmessen und dreidimensionalen Zeichnen in 3D verdichten sich die Konzepte dann zu konkreten Entwürfen – meist in mehreren Varianten.
In einem Prozess des Designing by doing entstehen dabei seine innovativen Ideen. Die Initialzündung erfolgte 2011, als Streng sich bei seinem eigenen Haus mit der Erschließungsproblematik des Spitzbodens konfrontiert sah. Das Ergebnis ist als stair case study house 02 (SCSH02) auf seiner Webseite dokumentiert, vielfach publiziert und eine Mini-Treppenlösung mit radikal neuem Ansatz. Clever inszeniert zwischen zwei Räumen, knallt die orangefarbene Neuinterpretation einer Wendeltreppe nun als eigenständiges Treppenobjekt munter und hochmodern aus der Architektur des Klinkerhauses aus den 1930er Jahren hervor. Lediglich zwei Quadratmeter für Treppe und Erschließung hat er sich hierfür aus einem der Kinderzimmer stibitzt. Und durch die vollwertige Erschließung des Dachbodens seine Wohnfläche mal eben von rund 98 qm auf rund 115 qm vergrößert.

Die Lösung: Multifunktionalität
Ebenso wenig Platz benötigt seine stair case study SCSH09, die unter dem Namen tipolina vom Rat für Formgebung mit dem German Design Award 2018 ausgezeichnet wurde: Auf nur 1 qm spindelt man sich in dem an drei Seiten geschlossenen Raumobjekt nach oben, vorbei an integrierten Regalelementen. Alles aus Stahl. Realisiert wurde das hybride Raumelement vom fränkischen Treppenbauer spitzbart treppen®. „Mit dem Know-how und dem hohen ästhetischen Anspruch von spitzbart treppen® entstand meine erste stair case study komplett in Stahl“, erklärt Streng. Dank der hohen Tragfähigkeit des Werkstoffs überzeugt die tipolina mit ihren dünnen, freitragenden Stufen und zusätzlichen Regal- und Abstellflächen als Treppe wie auch als Raumskulptur. „Weniger Treppe kann man nicht bauen“, so Streng. Umso mehr hat ihn der German Design Award in der Kategorie „Buildings and Elements“ in der Wettbewerbskategorie „Excellent Produkt Design“ gefreut. Und dass es ein Unikat zum Produkt und damit zur Serienreife schafft: „ Für einen Architekten ist das nicht selbstverständlich“.

Es geht darum, den Raum gut zu inszenieren
Mit seinen kleinmaßstäblichen Raumlösungen hat der Hamburger Architekt im wahrsten Sinne des Wortes seine Nische gefunden. Die füllt er nicht nur mit seinen hoch- wie multifunktionalen Konstruktionen, sondern auch mit Licht, Farbe und ausgewählten Materialien. Denn natürlich gehe es ihm als Architekt vor allem darum, den Raum nicht lediglich nutzbar, sondern erfahrbar zu machen. Wie mit der tipolina, die gleichermaßen durch den hohen gestalterischen Charakter unbehandelten Stahls überzeugte. Gute Gründe gibt es also genug für Gerd Streng, die Konstruktion Treppe weiter neu zu denken. Der nächste Prototyp ist auch schon in Arbeit. Gemeinsam mit spitzbart treppen®, gefertigt aus wertigem Stahl mit „kinderleichtem Aufbau und minimierten Fügungsdetails – das wird ziemlich cool“.

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