Einem Drahtseilakt glich die Konstruktion einer Kragarmtreppe rein aus Holz. Deshalb wurde sie im Kern mit Stahl stabilisiert und an der Glasbrüstung mit zwei Punkthaltern verstärkt. Das Ergebnis: Ein starker Auftritt.
Eigentlich wollte der Landshuter Architekt Markus Riemann mit dem Neubau im Stadtkern seiner Heimatstadt zeigen, was moderne Architektur alles kann. Ganz so einfach war es aber nicht. Jedenfalls nicht überall: „Die Bauweise unserer Stadthäuser folgt strengen Traditionen“, erklärt Riemann. Denn ihre Vorderansichten mit der typischen Lochfassade und einem Giebel als Schild prägen nicht nur das historische Stadtbild der größten Stadt Niederbayerns. Sondern dienen inklusive der Hauseingangsbereiche alle vier Jahre als Kulisse für eines der größten historischen Festspiele Europas: die Landshuter Hochzeit. Einer kleinen Revolution gleicht deshalb die Treppe: „Um die Raumübergänge so fließend wie möglich zu gestalten, hat sich die Bauherren-Familie für ihr neues Zuhause eine minimalistische Kragarmtreppe gewünscht.“ Die musste zwingend aus Eichenholz sein. Weil nur damit ein traditionelles Landshuter Stadthaus funktioniert: mit bekannten Materialien und Holz im Eingangsbereich. Nur eine Kragarmtreppe aus Holz. Die funktioniert nicht. Jedenfalls nicht alleine.
Muss man Tradition zu 100% traditionell bauen?
Um die statischen Vorgaben zu erfüllen, hätten die Holzstufen ziemlich dick sein müssen. „Das wären klobige Klötze geworden, die sich einer an den anderen gereiht hätten“, so Riemann. Der Reiz einer Kragarmtreppe mit ihren luftig-lockeren Stufen, die quasi aus der Wand wachsen, wäre damit passé. Also hat Riemann das gemacht, was er und sein Team richtig gut können: kreative Lösungen entwickeln. Und so haben sie die traditionelle Treppe gestalterisch an die Bedürfnisse von Heute und bautechnisch an das derzeit Machbare angepasst. Die Lösung: Eine Stahlunterkonstruktion, die von einem Holzblock umgeben ist. Und die von einer Glasbrüstung entlang der Stufen begleitet wird. „Dafür habe ich einen Partner gesucht, der die komplette Konstruktion ganzheitlich umsetzt.“ Also vom Design über die Koordination der verschiedenen Gewerke bis hin zu Fertigung und Einbau. Als er die Spitzbarts kennenlernte, stand schnell fest: die können das. Und noch viel mehr.
Fast kein Schwingungsverhalten.
Schließlich haben sich die Treppenbauer aus Oberasbach, bei Nürnberg auf Design-Treppen aus Stahl spezialisiert, die eben nicht nur funktional sind. Sondern einzigartig. Dazu gehört natürlich die Kombination des Werkstoffs Stahl mit anderen Materialien, wie Holz und Glas. Aber eben auch die Verbesserung der Raumästhetik und des Wohngefühls. Einfach gesagt: Treppen sollen gut aussehen und das Rauf- und Runtergehen muss sicher und bequem sein. Beides haben die Spitzbarts auch in diesem Fall ermöglicht. Indem Holz und Stahl unsichtbar miteinander verschmelzen – zu je 25 kg starken Stufen. Deutlich wird der Unterschied erst im Vergleich: Eine „normale“ Holzstufe in einer Wangentreppe wiegt nur etwa 10 kg.
Dank der stabilen Stahlkonstruktion ist jede einzelne Stufe jetzt nur 12 cm dick und 1 m lang. Darin verborgen ist der 4 cm starke und 93 lange Stahlkern. Mit ihrem unsichtbaren doppelten Boden spazieren die Stufen leicht durch das Haus – nur auf ihre wesentliche Funktion reduziert. Und flankiert von Lichtquellen wie Strahlern in der Wand und Tageslicht, das durch die einzelnen Stufen durchblinzelt. Aber eben auch von einer 90 cm hohen Brüstung aus Sicherheitsglas, die sich Stufe für Stufe mit zwei Punkthaltern aus Edelstahl schmückt. Nicht wegen der Schönheit. Sondern wegen der Stabilität. „Durch die Punkthalterungen werden die Kräfte von Stufe zu Stufe übertragen. Das Gewicht beim Begehen geht jeweils auf die nächste Stufe über“, so Riemann. Dadurch verteilt sich die Belastung optimal. Und es werden nahezu keine Schwingungen wahrgenommen. Für Riemann „ein schönes Ergebnis“. Ganzheitlich gesehen.