Herzstück eines großflächig inszenierten Neubaus in Oberfranken ist eine freistehende Treppe, die sich schlicht und ergreifend auf das Wesentliche konzentriert: ihre Funktionalität. Und die genau dadurch in einen spannenden Dialog tritt: mit dem Raum und der Verbindung von Wohnen, Freizeit und Arbeiten. Realisiert wurde das Projekt von lu:p Architektur und den Innenarchitekten des Stuttgarter Architekturbüros Ippolito Fleitz Group in Kooperation mit dem fränkischen Treppenbauer spitzbart® treppen.
Losgelöst von allen Konventionen steht sie da. Mittendrin. Eine Treppe zum Schreiten. Ein elegantes Stufenwerk, das dazu einlädt das Hinauf- und Hinabgehen zu zelebrieren: leicht, selbstbewusst und entschleunigt. Diesen Effekt verdankt sie zum einen ihrer klaren Ausrichtung nach oben. Zum anderen ihrer zurückhaltenden Formsprache. Denn zu sehen sind erst einmal nur Stufen, die sich als Kragarme um eine steigend gebogene „versteckte“ Innenwange drehen. Die ohne sichtbare Schweißnähte an der Wange befestigt wurden. Und die sich feinsinnig dem Oberlicht im Dach entgegen schlängeln. Dabei scheinen die Stufen irgendwie zu schweben – losgelöst von der Wand und ohne zweiten Handlauf, der der mutigen Designtreppe ihre Grenzen zeigen könnte. So sieht er also aus, der Stairway to heaven in Oberfranken: Ein Weg aus Stufen und sonst nichts. Mit dem Ziel nach oben, dem Himmel entgegen.
Funktional und wertig
Was so simpel klingt, ist das Ergebnis durchdachter Planung. Gemischt mit dem Mut, gestalterische Freiheiten optimal zu nutzen. Denn „die Bauherren haben uns die größtmögliche Freiheit gelassen“, so der Geschäftsführer von lu:p Architekten Renee Lorenz und Senior Interior Architect Katja Heinemann, von Ippolito Fleitz Group. Planerisch musste sie eigentlich „nur“ auf Bedürfnisse der Bauherren reagieren: „Die Treppe sollte ein gutes Schrittmaß haben, bequem sein, rutschfest, unempfindlich, langlebig, für jedes Alter geeignet, in logischer Laufrichtung gebaut und auch für den Transport größerer Gegenstände geeignet sein“, so Heinemann. Und sie sollte aus Stahl sein. Auf keinen Fall verspielt oder verrückt. Eben einfach zeitlos. Ach ja, und sie sollte „als trennender sichtbarer Weg nach oben von allen Seiten gut aussehen“, um das fließende, offene Raumgefühl beizubehalten.
Selbstverständlich besonders
Entstanden ist eine Statement-Treppe, die sich in ihrer Materialität und offenen Form unaufgeregt in den Raum einfügt. Und dadurch so selbstverständlich besonders ist, wie das Haus an sich. Oder besser: das freistehende Anwesen. Oder noch besser: das Anwesen in Insellage. Denn das 30 000 qm große Areal, auf dem das Wohnhaus mit Pool steht, ist umgeben von unzähligen Bäumen und Flüssen. Mittendrin in diesem naturbelassenen Park steht der steinverkleidete Gebäudekomplex, den man sich vorstellen darf „wie einen Mercedesstern mit drei Armen, die voneinander wegzeigen“, so Lorenz. Ein „Arm“ beherbergt das Büro sowie einen Fitnessbereich, ein weiterer Wohn-, Schlaf- und Esszimmer, der dritte schließlich die Küche sowie Lager und Räume für die Haustechnik. Die klare Raumstruktur, eine barrierefreie Bauweise und hohe energetische Standards entsprechen den Wünschen des Bauherrn an zukunftsgewandte Lösungen. Und an ein Zuhause mit hoher Aufenthaltsqualität.
Repräsentatives Highlight
Dazu gehört natürlich auch ein gewisser ästhetischer Anspruch. Sowohl im Gesamtbild, wie auch in einem Detail wie der Treppe, die dank ihrer skulpturalen Gestaltung ein Highlight im Gebäude ist. Ein repräsentatives Highlight, das für die beiden Architekten zunächst einmal eine mehrstufige planerische Herausforderung war. Denn die leichtfüßige anmutende Treppe aus purem Stahl wiegt satte 1,43 Tonnen und wurde von den Stahltreppen-Spezialisten spitzbart treppen ® in der Werkstatt in Oberasbach bei Nürnberg in einem Stück gefertigt. Für den kniffligen Einbau mussten deshalb schon in einem frühen Stadium die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden: „Statisch gesehen, liegt die komplette Last für die Treppe auf dem Rohboden. Deshalb musste das Skelett der Treppe bereits in den Rohbau eingebaut werden“, erklärt Heinemann.
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Behutsam und hochpräzise
Lieferung und Montage der fertigen Treppe erfolgte ebenfalls durch das Spitzbart-Team. An einem Stück: „Ganz langsam wurde die unglaublich schwere geschwungene Wange in das Gebäude hineingerollt. Es ging um Millimeter“, sagt Lorenz. Das finale Finetuning wie das Lackieren des Handlaufs auf dem Glasgeländer war im direkten Vergleich hierzu dann wirklich ein Leichtes. Als Material hierfür wurde übrigens ganz klassisch Holz gewählt: „Das haptisch warme Material schmiegt sich schön an“, erklärt Heinemann. Denn bei aller Funktionalität und Freiheit soll das Schreiten auf der Treppe schlicht und ergreifend eins sein: angenehm.